Grannen

Aktuelles für Hundehalter

 

Sommerzeit ist Grannen-Zeit

Ab Ende Mai bis Ende August sind v.a. Hundehalter in unserer Region jedes Jahr mit einem besonderen Problem konfrontiert:

GRANNEN

Eine Granne ist eine Samenspelze, die sich dadurch auszeichnet, dass ihr „vorderes Ende“ spitz und hart wie die Spitze einer Nadel ist. Dadurch ist sie jederzeit in der Lage, jedes Gewebe regelrecht zu durchbohren und – sehr schnell – in die tieferen Schichten der jeweils betroffenen Region einzudringen.

Das „hintere Ende“ der Granne ist vergleichbar mit vielen gespreizten Drähtchen, die dafür sorgen, dass sich die Granne – einmal in einer Position in einem Gewebe oder Organ festsitzend – nur noch in eine Richtung, nämlich mit ihrer Spitze nach vorne im Gewebe bewegt.

 

Je nachdem, in welcher Körperregion oder in welchem Organ die Granne ihr Opfer traktiert, kommt es zu zumeist absolut typischen Symptomen:

 

1. Granne im Ohr

Betroffen sind vor allem Hunde mit Hängeohren (Cocker-Spaniel, Beagle, Pudel usw.). Beim Springen über das Feld bewegt sich das Hängeohr immer wieder auf und ab (wer kennt nicht die herrlichen Zeitlupenaufnahmen von „Scott und Huutsch“?). Durch das Herunterklappen des Hängeohres schlägt sich der Hund die Grannen regelrecht in den Gehörgang.

Die darauf folgende Symptomatik ist immer wieder absolut typisch:

Plötzliche Kopfschiefhaltung, permanentes und heftiges Kopfschütteln unter Schmerzlauten, Schmerzreaktionen meist schon bei Berührung der betroffenen Kopfseite.

Die Reaktion des Hundehalters sollte sein, möglichst bald (innerhalb der ersten 24 Stunden) seinen Tierarzt aufzusuchen, um die Granne aus dem Ohr entfernen zu lassen. Dies ist in den allermeisten Fällen (> 90%) – bei sachkundiger Vorgehensweise – auch ohne eine leider allzu oft und unseres Erachtens oftmals zu leichtfertig eingesetzte Narkose möglich.

Dies erspart dem Patienten zum einen die nicht zu vernachlässigende Narkosebelastung, die auch in Anbetracht der jahreszeitlich bedingten meist vorherrschenden schwülen sommerlichen Witterungsverhältnisse ohnehin mit erhöhten Risiken verbunden ist. Zum anderen reduziert sich dadurch auch für den Tierhalter der durch die tierärztliche Intervention verbundene Aufwand und durch die Narkose bedingte Fürsorgestress ganz erheblich.

Die medikamentelle Nachsorge beschränkt sich meist auf eine Nachbehandlung mittels geeigneter Ohrmedikamente (lokale Behandlung) durch den Tierhalter.

 

2. Granne im Auge

Je nachdem, in welchem Winkel die Granne das Auge trifft, können unterschiedliche klinische Probleme als Folgen auftreten:

Trifft die Spitze der Granne den Augapfel im 90°-Winkel, also frontal auf die Hornhaut, kann es zu massiven Hornhautdefekten, im schlimmsten Fall sogar zum Hornhautdurchbruch kommen.

In vielen Fällen bohrt sich die Granne mit ihrer Spitze jedoch in die Bindehäute der Augenlider, oft auch im Bereich hinter dem sogenannten dritten Augenlid und steckt dann regelrecht fest.

Die klinische Symptomatik bei durch Grannen verursachten Verletzungen im Augenbereich ist immer wieder typisch:

Ihr Hund kneift nach dem Spaziergang plötzlich einseitig die Augenlider zusammen, wischt sich immer wieder mit der Pfote über die betroffene Augenregion oder „schrubbt“ mit dem Kopf am Boden entlang.

Bei derartigen Symptomen sollten Sie nicht eigenmächtig „irgendeine“ Augensalbe einsetzen, sondern bald Ihren Tierarzt aufsuchen. Der Einsatz der falschen Augenmedikamente kann im Falle einer Hornhautverletzung fatale Folgen – bis hin zum Verlust des Auges – haben!

Bei entsprechender tierärztlicher Diagnose kann die Granne in der Regel unter Einsatz von lokalen Betäubungsmitteln – wiederum meist ohne Narkose – entfernt werden.

Die medikamentelle Versorgung kann ebenfalls zumeist auf lokal eingesetzte Augenmedikamente beschränkt werden.

 

3. Granne in der Nase

Absolut typisch sind folgende Symptome:

Heftige Nies-Attacken, die immer wieder anfallsweise auftreten. Begleitsymptom ist oft auch wässrig-blutiger Nasenausfluss.
Klarheit kann letztlich nur eine entsprechende Untersuchung durch den Tierarzt ergeben.

Über die sinnvollste therapeutische Vorgehensweise, die von Fall zu Fall unterschiedlich sein kann, werden Sie von uns natürlich stets kompetent und fair beraten.

Eines jedoch schon einmal vorweg:
In den seltensten Fällen ist auch bei einem konkreten Grannen-Fremdkörper-Verdacht in der Nase eine Narkose notwendig!

 

4. Grannen in den Pfoten

Sind die reifen, dürren Samenspelzen bereits auf den Boden gefallen – meist ab Mitte bis Ende Juni – steigt die Gefahr, dass sich unsere Hunde diese beim Spaziergang auf den Wiesen und Feldern als Fremdkörper in die Pfoten spießen. Meist sind die Grannen schon innerhalb weniger Minuten derart tief ins Gewebe der Pfote eingedrungen, dass sie bereits am Ende des alltäglichen Spazierganges vom Hundehalter gar nicht mehr gesehen werden können.

Die klinischen Symptome zeigen sich zumeist erst ein bis drei Tage später:

Je nach Untergrund stärkere oder schwächere Lahmheit, nach zwei bis vier Tagen häufiges Lecken an der betroffenen Pfote, Rötung und Schwellung im Zwischenzehenbereich. Meist entwickelt sich dann auch schon ein klassischer Abszess.

Bei derartiger Symptomatik sollten Sie Ihren Tierarzt aufsuchen.

Ist der Abszess noch nicht „reif“, wird dieser in der Regel mittels entsprechenden Medikamenten unter Verband zum „Reifen“ gebracht. Ein „reifer Abszess“ wird sodann unter Lokalbetäubung gespalten. Im Optimalfall lässt sich dann der verursachende Fremdkörper manuell oder instrumentell entfernen.

In manchen Fällen kann es jedoch auch einige Tage dauern, bis die Granne tatsächlich erfolgreich entfernt werden kann. Generell gilt jedoch auch bei durch Grannen verursachten Pfotenabszessen, dass nur in sehr seltenen Fällen eine Intervention unter Narkose notwendig wird.

Ist die Granne erfolgreich entfernt, kann die Wunde mit desinfizierenden Medikamenten unter antibiotischer Abdeckung versorgt werden.

 

Wenn Sie noch Fragen zu diesem Thema haben, beraten wir Sie gerne!